Der Waldkauz

ein Weidenbauprojekt

Vom 01.bis 04. November 21 wurde im Naturerlebnis Trusepark der Weiden-Waldkauz gebaut.

 

Ein Projekt des „Lerndorf Trusetal e.V.“, an dem sich Kinder und Jugendliche des Ortes sowie Heimatforscher und Bodendenkmalpfleger, Umweltbildner und Lehrerinnen der Staatliche Gemeinschaftsschule Trusetal (Fächer Deutsch und Kunst sowie Biologie) beteiligten. Die Umsetzung wurde ermöglicht durch ein vom Rat für nachhaltige Entwicklung gefördertes Projekt. Es entstand als Beitrag zum Projekt NaKuBi, das von der Akademie der kulturellen Bildung in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung (ANU) umgesetzt wurde.

 

 

 

Vorgeschichte:

 

 

 

 

 

Mit Beginn des Jahres 2021 startete der „Waldbotschafter“ als Projektrahmen für Exkursionen und Erkundungen des heimischen Waldes. Dazu wurden im Sommer zwei „Entdeckerpfade“ angelegt. Beide sind ein wenig wie ein Computerspiel angelegt, spielbar unterwegs auf Smartphones oder Tablets. Für den Waldbotschafter und die Entdeckerpfade entwickelten Schülerinnen und Schüler der Staatlichen Gemeinschaftsschule Trusetal als Logo und Leitfigur die Zeichnung eines Waldkauzes. Und schnell war die Idee geboren, diesen auch als Figur zu bauen – unter Verwendung von Weidenzweigen.

 

 

 

Als Standort wurde eine Wiese neben dem Weiher auf einem Klangpfad im Naturerlebnis Trusepark ausgewählt. Der Klangpfad ist ein früheres Projekt, das aus einer Zusammenarbeit des Lerndorfes mit einem Klangkünstler des Ortes entstand. Hier sind Altbestände hiesiger Bergwerke (z. B. alte Bergbaugeräte, Maschinen, Loren etc.) als Klanginstallationen aufgebaut, mit denen sich Klänge im Disput mit Naturklängen entdecken lassen.

 

 

 

Mit dem Waldkauz als Weidenbau sollte eine kleine wachsende Hütte angelegt werden, die den Besucherinnen als Unterstand oder Picknickhütte dienen kann.

 

 

Die Idee:

 

 

 

Die Form des Waldkauzes eignet sich besonders, den Körper in der Form eines Tipis anzulegen. Über den Körper sollten zwei Ruten nach vorne über den Körper zum Schnabel geführt werden. Daneben sollten dann zwei große Holzscheiben die Augen bilden. Der Eingang sollte vom Weg abgewandt und unter dem Schnabel zu finden sein, um nicht sofort erkennen zu können, worum es sich handelt.

 

 

 

Im Inneren sollte ein Holzbrett (-tafel) hängen, auf der eine Frage steht. Die beteiligten Kinder entschieden sich für: „Wer rettet die Welt?“ Darunter sollten zwei Edelstahlspiegel untereinander angebracht werden.

 

 

Bauphase:

 

 

 

Die Umsetzung des Projektes begann mit der Suche nach einem geeigneten Bauplatz am Vortag des Projektstartes. Dieser musste dauerhaft feucht sein.

 

 

 

Montags begann das Projekt mit einer Einführung. Dabei ging es zum Einen um das Bauen mit Weiden, zum Anderen aber auch um die Frage, welche Geschichten im Hintergrund existieren und welche hier eine Rolle spielen könnten.

 

 

 

Von der biologischen Seite ging es zunächst um Fragen des Standortes von Weiden, sollte doch die Figur als wachsende Figur gepflanzt werden. Sinnvoll war auch, die Rolle der Weiden als Frühblüher zu beschreiben. Damit konnte dann an die früheren Projekte zur Anlage von Bienenweiden angeknüpft werden. Als Heckenverbünde sind sie in der Lage, Biodiversitätskorridore durch Landschaften zu bilden – das heißt, sie können unterschiedliche Heckenbereiche mit einander verbinden und damit die Verbreitung einiger Arten unterstützen. Und nicht zuletzt sind Weiden Lieferanten einiger Heilmittel, unter Anderem enthalten sie Salicin, das fiebersenkende, entzündungshemmende und schmerzstillende Eigenschaften hat.

 

 

 

Auch einen Beitrag zum Klimaschutz kann die Pflanzung neuer Bäume oder Gehölze darstellen. Allerdings wurde in der Diskussion über die ökologischen Fragen auch deutlich, dass dadurch von allen ein eher kleiner Beitrag erwartet wurde.

 

 

Ein zweiter Aspekt der Einführung betraf die mit den drei wesentlichen Elementen verbundenen Metaphern:

 

 

 

Weiden

 

stehen für Fruchtbarkeit, Vitalität und werden oft mit dem Wasser verbunden – nicht zuletzt wegen ihres Standortes, der oft genug in der Nähe von Gewässern zu finden ist.

 

 

 

Spiegel

 

sind in vielen Filmen und Erzählungen starke Metaphern (die die beteiligten Kinder und Jugendlichen sehr gut verstanden haben). Neben dem Waldkauz konnte im Weiher beobachtet werden, dass die Oberfläche mich als Mensch spiegelt – ich dabei erscheine, als ob ich Bestandteil einer anderen (nämlich der Wasser-) Welt sei. Und trotz der Durchlässigkeit trennt der Spiegel unterschiedliche Welten. Der Spiegel konfrontiert mich mit mir selbst – ist aber nicht mit mir identisch...

 

 

 

Waldkauz

 

In den Romanen um Harry Potter sind die Eulen Boten, die wichtige Nachrichten transportieren. Und der Waldkauz (wir hörten uns gemeinsam seinen Ruf an) wird oft als Todesbote dargestellt – wohl weil er vor allem in der Nacht unterwegs ist. Aber auch als Symbol der Weisheit gilt er. Um die Größe zu erfassen, hatten wir auch noch ein präpariertes Exemplar (aus einem Heimatmuseumsbestand) zur Ansicht.

 

 

 

Ein Dritter Aspekt betraf Weiden als Bau- und Werkstoff in der Heimatgeschichte: Weiden fanden Verwendung im Fachwerkbau und als Material zur Herstellung von Körben (die dann in der Landwirtschaft verwendet wurden) und als schnell wachsendes Brennholz.

 

Und in der Baubotanik wurden architektonische Konzepte entwickelt, die verschiedene Gehölze für wachsende Gebäude nutzen. Damit verbunden ist dann die Diskussion um mögliche alternative Architekturkonzepte.

 

 

 

Ein vierter Aspekt war die Bedeutung der Hecken als Zäune in literarischen Zusammenhang. Sie trennen Zivilisation und Wildnis voneinander, schaffen dadurch zwei Sphären, denen wechselseitig bestimmte Wesen zugeordnet werden. Mit den Worten „“heimlich“ und „unheimlich“ wird diese Trennung dann beschrieben.

 

 

Nach dieser (allerdings kurzen) Einführung in das Thema ging es ans Bauen. Zunächst wurden die Weidenruten vorbereitet. Am unteren Ende wurden sie etwa 10 cm hoch vorsichtig abgeschält, um das Anwachsen zu erleichtern. Dann wurden aus vier sehr langen Ruten das Grundgerüst in Form eines Kuppelbaus aufgestellt, und damit der Grundriss gesetzt.

 

Die ersten vier Löcher wurden mit speziellen Erdbohrern gesetzt, dann die vier Weiden hineingestellt und mit Stricken fixiert, um sie über Nacht so stehen zu lassen. Dabei stabilisiert sich die Form. In der Mitte wurde ein Lot gefällt,um einen gleichmäßigen Abstand der einzuflechtenden Ruten zu gewährleisten. Schon hier zeigte sich, dass die vorhandenen Ruten nicht ausreichen würden, weswegen alle entlang der Truse, die am Gelände vorbeifließt, nach weiteren Weiden suchten – und fanden.

 

Die nächsten beiden Tage wurden genutzt, um weitere Löcher auf einem Kreis zwischen den ersten vier Ruten zu bohren und die restlichen Ruten kreuzförmig einzuflechten. Viel Kraft und Koordination war nötig, da mit jeder Rute, die hineingezogen wurde, nicht nur der Bau stabiler, sondern auch strammer wurde. Das erforderte viel Kooperation beim Bau.

Am letzten Tag wurden die Augen (Holzscheiben) mit Brenneisen gestaltet und auf einem Rindenbrett der vorher vereinbarte Spruch (der ein Wunsch der Kinder war) eingebrannt. Die Löcher, in die die Weiden gesetzt worden waren, wurden wieder mit Erde gefüllt, verdichtet und angegossen.

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